Jedes Jahr im Frühjahr gibt es auf der Sternwarte Gahberg den Messiermarathon
Es hat nichts mit Sport zu tun, ist aber auch anstrengend:
Messier Marathon – eine astronomische Herausforderung
Wer selbst einmal alle Messier Objekte beobachten oder fotografieren will und sich ein Jahr oder länger dafür Zeit gibt, wird kein Problem haben. Stressiger wird es schon, wenn der Sportsgeist erwacht und man alle 110 Objekte in einer Nacht vor die Linse bekommen möchte. Natürlich ist dabei keine GoToMontierung erlaubt, sonst wäre es ja fast ein Kinderspiel.
Nur manuelles Auffinden zählt. Nur für eine kurze Zeit jedes Jahr sind die Nächte lang genug, und die Sonne steht in einem „Loch“ ohne Messier Objekte: dann ist es möglich, sie alle zu sehen. Typischerweise ist das Ende März, Anfang April. Eine zweite, kürzere Gelegenheit gibt es Ende Oktober, Anfang November. Und natürlich sollte der Mond nicht stören, ganz zu schweigen vom passenden Wetter. Man braucht also nicht nur während der Beobachtungsnacht eine Menge Geduld, sondern schon vorher.
Je südlicher der Standort, desto besser. Optimal wäre der 25. Breitengrad (zB La Palma, oder die Bahamas), nördlich von etwa 42 oder 44 Grad (zB Rom, oder Südfrank[1]reich) dürfte der Marathon leider nicht mehr möglich sein. Von Österreich aus sind daher zwar die meisten Objekte in einer Nacht erreichbar, aber nicht alle. Eine freie Horizontsicht nach Westen, Süden und Südosten ist unerlässlich, um möglichst viele zu sehen.
Man beginnt gleich nach Einbruch der Dunkelheit mit den westlich stehenden Objekten und arbeitet sich dann Richtung Osten vor, in der Hoffnung, die letzten Objekte noch vor Tagesanbruch zu erwischen. Die richtige Reihenfolge spielt eine große Rolle; im Internet sind eine Anzahl von Tipps zu finden. Achten Sie auch auf Ihren geplanten Standort, die optimale Reihen[1]folge hängt von dessen geografischer Breite ab.
Die größte Herausforderung ist sicherlich der Bereich in der Nähe des Milchstraßenzentrums. Dort sind klarerweise besonders viele Messier Objekte positioniert, und sie sind wegen der südlichen Lage und wegen des Gedränges an Sternen oft schwer zu finden. Auch der Virgo Cluster (Galaxien) weist eine hohe „Messier-Dichte“ auf und man kann die Objekte leicht verwechseln.
Seit wann gibt es die Marathons? Schon in den 1940ern wurde von Isabel Williamson in Kanada ein „Messier Club“ gegründet, mit dem Ziel, dass eines seiner Mitglieder zum erstenmal alle Messier Objekte beobachten sollte, noch ohne zeitliches Limit. Don Machholz hat dann 1979 dazu aufgerufen, dies in einer einzigen Nacht zu versuchen. Der Messier Marathon war geboren.
Alois Regl
Astronomischer Arbeitskreis Salzkammergut
Charles Messier und der Messierkatalog
Er war französischer Astronom in Paris, lebte von 1730 bis 1817 und widmete sich hauptsächlich der Beobachtung von Kometen.
In diesem Zusammenhang entstand auch der berühmte Messier-Katalog. Er stellte sich eine Liste von „nebelartigen“ Objekten zusammen, um Verwechslungen mit Kometen zu vermeiden. Die erste Version (publiziert 1771) enthielt 45 Objekte, später kamen weitere hinzu und heute umfasst der Katalog 110 davon.
Nur Objekte, die von Frankreich aus sichtbar sind, d.h. bis hinunter zu etwa -35 Grad am Himmel, wurden aufgenommen.
Messier verlor in den Wirren der französischen Revolution (um 1790) seine Anstellung und verarmte. Später wurde er jedoch in das noch heute berühmte „Bureau des Longitudes“ aufgenommen und von Napoleon geehrt. Er ist am bekannten Pariser Friedhof „Père Lachaise“ beerdigt.